Die Merkwerdische / Die Rotbeermäuler

Früher war es in Rheinhessen üblich, die Bewohner eines jeden Dorfes mit einem Spitznamen zu necken; wenn gleich auch die meisten Bezeichnungen wieder in der Versenkung verschwunden sind.

Die Uelversheimer haben den Spieß jedoch umgedreht: auf unseren Necknamen "die Merkwerdische" (rheinhessisch für "Die Merkwürdigen") sind wir ausgesprochen stolz, weil es unsere Besonderheit deutlich unterstreicht.
 

„Die Merkwerdische“

Die Wurzeln dieser Bezeichnung sind jedoch nicht in dem sonderbaren Wesen der Einwohner, sondern in einem in Deutschland einzigartigen Bauwerk zu suchen. Der Neckname (die) Merkwerdische (die Merkwürdigen) geht darauf zurück, dass der Grundriss der 1772 von einem Freiburger Baumeister erbauten evangelischen Kirche in der einzigartigen Form eines regelmäßigen Oktagons (Achteck) gestaltet ist; dies ist in Deutschland einmalig und ebenso in Rheinhessen eine völlig unübliche Anlage. Diese Besonderheit war für die Umlandgemeinden auffälliges Merkmal für Uelversheim.
 

„Die Rotbeermäuler“

Noch bis 1914 standen in der Gemarkung viele Rotbeerbäume. Es handelte sich um eine kleine, rotbackige Birne von säuerlichem Geschmack. Meistens wurde aus diesen Früchten Latwerge hergestellt, desgleichen Haustrunk.

Von dieser Birnensorte haben die Uelversheimer ihren Beinamen Rotbeermäuler. Spätestens mit der Flurbereinigung in den 1950er Jahren verschwand diese Obstbauart völlig aus Feld und Garten und ist heute praktisch ausgestorben.

Mer esse Beere,
mer trinke Beere
un mer hamm noch Beere
fer uffs Brot se schmeere.
(Aus dem Volksmund)